Die Bodensee Rundfahrt wollte ich auch dieses Jahr wieder mit Freunden fahren. So ging es am 01. September 2018 früh morgens los Richtung Altenrhein. Wie im letzten Jahr war auch dieses Jahr das Wetter wieder sehr bewölkt und es sollte immer mal wieder regnen. So wurde viel angezogen und als sich die Gruppe zusammen gefunden hatte, mit mehr und weniger bekannten Gesichtern, ging es auch schon los.
Nach nassen 40 Kilometern war die Rundfahrt leider aber auch schon vorbei für mich. Als ich und alle anderen auf einen Veloweg gewechselt hatten, ist ein anderer Radfahrer auf der Strasse geblieben. Er versuchte dann ohne mich im Blickfeld zu haben ebenfalls auf den Radweg zu springen, was ihm leider nicht gelungen ist… Er stürzte. Es kam wie es kommen sollte und er hat mich mitgerissen. Dann ging alles sehr schnell und ich kann mich nicht mehr an besonders viel erinnern. Es dauerte viele Stunden bis ich im Spital dann begriffen hatte, dass die blauen Flecken und Schrammen nur mein kleinstes Problem waren, denn meine Schulter hatte richtig was abbekommen.
Eine Operation liess sich nicht vermeiden und so wechselte ich am Folgetag das Spital um meinen Schulterkopf von einem Spezialisten operieren zu lassen. Dabei mussten noch weitere kleinere Korrekturen vorgenommen werden, wie z.B. die Gelenklippe, welche mit einem Anker fixiert werden musste.
Ich hatte grosses Glück und die Operation verlief gut. Doch jetzt hiess es viel Geduld haben, da die Schulter und somit auch mein Arm für 6 Wochen komplett still gelegt werden musste. Es war eine grosse emotionale Achterbahnfahrt, welche nach den 6 Wochen mit der Schiene erst so richtig los ging. Die Fortschritte waren schlecht und schleppend, sodass lange nicht klar war wann und ob ich wieder aufs Rennrad kann. Erste Hoffnungen dass alles gut kommt, hatte ich erst als ich nach 10 Wochen, das erste mal für 15 Minuten auf die Rolle durfte. Das waren wohl die härtesten 15 Minuten, die ich jemals auf dem Rennrad gesessen bin, logisch nachdem ich doch viele Wochen wirklich nichts machen konnte.
Nachher ging es immer ein Schritt nach vorne und zwei zurück, was mich aber davon abhalten liess es weiter zu versuchen und immer wieder ein paar Minuten auf dem Rollentrainer zu fahren. Mit jedem Tritt ins Pedal war meine Leidenschaft wieder voll entfacht und ich wusste ich werde ganz bald wieder auf dem Rennrad unterwegs sein. Nachdem ich immer regelmässiger auf der Rolle war und auch selbstständig Übungen für die Schulter machen konnte habe beschlossen mir eine Auszeit zu nehmen und nach Südafrika in die Wärme zu fliegen. Denn die Kälte machte mir zunehmend Schmerzen in der Schulter und auch mit der Therapie ging es nicht so voran, wie ich es mir vorstellte.
Dort angekommen konnte ich endlich einmal abschalten und mich voll auf den Prozess der Genesung konzentrieren. So ging ich auch dort in Physiotherapie, regelmässig Brustschwimmen und machte meine ersten paar Kilometer auf einem Mountainbike. Ich kann garnicht in Worte fassen wie schön es war draussen wieder fahren zu können. Nach einer gelungenen Auszeit ging es zurück in die Schweiz. Die Therapie wird noch lange mein Alltag begleiten und bis die Schulter wieder komplett gesund ist, werde ich noch viele Monate Geduld und Training brauchen.