Nach einer schlaflosen Nacht ging es dann los zum Dead2Red Cycling Race. Um 3.00 Uhr am Morgen waren wir alle parat und alles in den Autos und losging die Stunde Fahrt zum Rennstart. Geredet wurde nicht viel und ich versuchte noch etwas die Ruhe zu geniessen.
Vor Ort haben wir dann unsere Startnummern am Bike und unseren Jerseys angebracht und warteten darauf das es losging.
Aber eines nach dem anderen. Sean wusste, dass ich nicht Vollgas gehen wollte, da ich aus gesundheitlichen Gründen eher begrenzt in den letzten Monaten auf dem Rennrad war und vor allem keine längere Distanzen mehr gefahren bin.
Wir hatten also darüber gesprochen, dass wir als Team fahren werden und was für mich Möglich ist, damit ich das Ziel erreiche, da er meine Zahlen (Watt und Heartrate) besser kennt als ich selbst. So ging ich mit dem Gedanken an den Start, dass es nett wäre mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30km/h ins Ziel zu kommen.
Dann war es so weit. Wir haben gewartet bis alle gestartet waren und sind dann wenige Minuten später gestartet. Es war noch dunkel und ich leicht nervös, denn es zeigte sich schnell der grösste Feind an diesem Tag könnte die Strasse werden, die Löcher waren eine Herausforderung vor allem, wenn man im Windschatten gefahren ist. Was mich immer wieder dazu verleitet hat aus dem Windschatten zu gehen. Aber den Sonnenaufgang zu sehen, war einmalig, und einen Moment lang habe ich einfach nur die Landschaft genossen.
Die ersten 10 Kilometer sind vergangen und wir haben die meisten Fahrer eingeholt bis wir zur ersten Gruppe aufgeschlossen hatten. Die Gruppe war sehr unruhig, es war ein Stop and Go, jeder wollte zeigen, was er kann. Zusätzlich waren da die Strassenhunde, die immer wieder in die Gruppe gerannt sind und das Feld noch unruhiger wurde. Da ich nie zuvor ein Rennen gefahren bin, war ich es nicht gewohnt und ich war zunehmend gestresst.
Dann entschied Sean an der Spitze zu fahren. Da ich an seinem Hinterrad fahren wollte blieb mir nichts anderes übrig, als mit ihm vorne mitzufahren und meine Zahlen waren weit über dem wo sie sein sollten. So ging das hektische Fahren weiter für die nächsten Kilometer. Das Feld zog sich auseinander mit der nächsten Attacke und kam wieder zusammen.
Bei Kilometer 30 hatte ich genug und entschied die Jungs ihr Spiel machen zu lassen und habe sie ziehen lassen. Ich wusste dass ich das nicht 200 Kilometer machen kann und auch nicht möchte. So habe ich mich darauf eingestellt, statt im Team allein durch die Wüste zu fahren. Am nächsten Anstieg habe ich wieder ein paar einzelne Fahrer von der ersten Gruppe eingeholt, entschied aber mein eigenes Tempo zu fahren und nicht mehr auf die anderen zu schauen. Ich wollte ins Ziel kommen, das war mein Ziel.
Nachdem ich also die nächsten Kilometer allein gefahren bin, sah ich dann Sean und Stefano wieder. Sean war der Lenker gebrochen und er konnte und wollte so nicht weiter in der Gruppe fahren. Und so sind wir dann weiter zusammen gefahren. Wir haben etwas Tempo rausgenommen, haben unsere Flaschen aufgefüllt und hatten sogar Zeit um ein paar Fotos zu machen und die Jungs für einen Stop zu pinkeln.
Es dauerte nicht zu lange und wir hatten die erste Gruppe wieder eingeholt aber wir beschlossen nicht aufzuschliessen und fuhren zu dritt weiter.
Durch die Attacken in der ersten Gruppe war die erste Gruppe mal näher und mal weiter weg.
Ab etwas Kilometer 130 fühlte ich mich definitiv besser und wir fingen an die einzelnen aus der Gruppe zu überholen. Es war interessant zu sehen, dass sie nicht mehr in der Lage waren an unserem Hinterrad zu bleiben. So haben wir immer mehr Fahrer wieder eingeholt.
So fuhren wir die restlichen Kilometer weiter immer mal wieder etwas schneller oder langsamer. Der einzige Moment wo ich nicht auf dem Velo war, war als ich eines der vielen Löcher wirklich hart erwischt hatte und die Kette von der Kurbel gefallen ist.
Ich war so erleichtert, als der Kreisel kam, wo es nach rechts ging, denn ich wusste das Ende ist nicht mehr so weit. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich das Rennen so beenden werde. Ich hatte keine Ahnung, was unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war, da ich recht schnell beschlossen hatte besser meine Zahlen auszublenden, da sie mich verrückt machten.
So kamen wir nach 197 Kilometer und 1000 Höhenmeter ununterbrochen im Sattel nach 5 Stunden und 31 Minuten ins Ziel mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 35km/h. Damit war ich die schnellste Frau an diesem Tag. Es war so unrealistisch für mich und ich konnte mir ein paar Freudentränen nicht verkneifen.
Es war ein unvergesslicher Tag in der Wüste. Es ist was ganz besonderes durch die Wüste zu fahren und dabei Kamele und Esel zu sehen.
Ganz grosses danke an alle die diesen Tag unvergesslich gemacht haben.
Ich freue mich jetzt schon auf das Event im 2022!
Hier der Link zu der Fahrt auf Strava: Dead to Read Sea Cycling Race 2021
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