Bella Italia

Eigentlich wäre der Titel von diesem Eintrag “ La belle France”, denn ich wollte nach Frankreich und unter anderem den Col de I`lseran fahren. Nachdem auch schon fast alles vorbereitet war, kam zwei Tage vorher die Meldung, dass Frankreich nun als Risikogebiet zählt und auf die Quarantäne Liste der Schweiz kommt. Da das für mich keine Option war wurde Frankreich gestrichen.
Am Montag Morgen habe ich dann nach einem Wetter Check beschlossen den Stelvio zu fahren und dann mal weiter zu schauen. Also noch die restlichen Sachen ins Auto gepackt und schon ging es los Richtung Prad am Stilfserjoch.

In Prad angekommen war das Palta schnell ausgeladen und ich parat für den Stelvio. Das Wetter war perfekt und so ging es los. Den unteren Teil bin ich doch recht zügig gefahren, da sieht man aber ausser Bäumen auch nicht so viel. 😀 Anschliessend ging es ein kurzes Stück durch eine Baustelle, bevor auch endlich das Schild kam, Kurve 33, den da verändert sich die Umgebung. Um mich herum wurde alles offener und mir wurde aber auch bewusst, dass ich noch ein ganzes Stück zu fahren habe. Daher habe ich mich ab dann für einen leichteren Gang entschieden, denn ich wusste ja da kommen noch ein paar Kurven und es wird nie wirklich weniger als 10 %.

Da es Montag war und die letzten Tage hier auch bereits geschneit hatte, war wirklich wenig los.Ich genoss die Aussicht auf die umliegenden Berge, die bereits mit Schnee bedeckt waren und bin in meinem Rhythmus weiter gefahren. So kam ich entspannt oben an, habe mich wärmer eingepackt und habe die Abfahrt nach Bormio genommen. Mal abgesehen von dem Tunnel eine wirklich schöne Abfahrt, die ich sicher auch mal hochfahren möchte. 🙂 Link zum ersten Tag: Stelvio

In Bormio war auch die Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Ein richtig schöner Ort und mein Ausgangspunkt für den nächsten Tag, denn da standen zwei Pässe an, die ich schon länger einmal fahren wollte. So ging es am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück auch direkt los. Von Bormio waren es etwa 25 Kilometer bis zum Anstieg vom Mortirolo. Ganz aufgeregt bin ich in den Anstieg reingefahren, ein neuer Pass. Ich wusste also nicht was mich erwartet, nur das es Steil wird. 🙂 Es war noch sehr schattig und frisch im unteren Teil, das ich beschlossen habe erstmal weiterzufahren bis die Aussicht schöner wird, bevor ich einmal anhalten wollte. Und so kam es, dass ich die 12 Kilometer Anstieg durchgefahren bin und das Ganze war auch sehr unspektakulär. Wenn man denkt, dass man endlich aus dem Wald herauskommt, es etwas offener wird und man die Aussicht geniessen könnte ist man auch schon oben. Also ausser wirklich steilen Passagen und viel Bäumen war da nichts los, denn es hatte auch kaum Autos oder andere Rennradfahrer. Ich war überrascht, dass es so schnell ging und nach einem kurzen Stop ging es auch direkt weiter. Die Abfahrt war dann direkt etwas aufregender, da sie mehrheitlich sehr unübersichtlich ist und mit vielen engen Kurven. Danach ging es Richtung Passo di Gavia, das hat dann etwas Energie gekostet. Es ging immer ganz leicht hoch und es hatte ordentlich Gegenwind. So habe ich kurz vor dem Anstieg nochmals eine Pause gemacht.

Beim Anstieg dann die grosse Überraschung der Pass war gesperrt, wegen Bauarbeiten, aber Töfffahrer die herunter kamen, sagten mir mit dem Rennrad ist es kein Problem. Da war ich erleichtert, denn ich wusste nicht wie ich wieder zurückgekommen wäre. 😀

Die Baustelle war aber schnell vergessen, denn nach ein paar angenehmen Kurven wurde es wieder ordentlich Steil und ich war froh, dass ich diese Strasse hochgefahren bin und nicht runter, denn sie war echt in einem schlechten Zustand. Nach einer Weile wurde die Strasse dann auch noch schmaler und ich wusste, damit sollte ich bald aus den Bäumen rauskommen. Und so war es auch, noch ein paar Kurven fahren und man konnte einfach in die Ferne blicken. Jetzt weiss ich wieso so viele diesen Pass so schön finden. Die Aussicht hat auch die immer wieder steilen Passagen mit mehr als 14 % gut gemacht. Ich habe es ab da einfach nur noch genossen, mal abgesehen von dem unbeleuchteten Tunnel, der nicht weniger steil ist und die Strasse echt in einem schlechten Zustand, da hat mir auch das Rücklicht nicht viel geholfen.

Nachher waren es noch ca. drei Kilometer, vorbei am schönen Lago Nero bis man endlich die Passhöhe sehen konnte. Oben angekommen gab es natürlich ein Foto und ich genoss die Aussicht über die Strecke, die ich hochgefahren war, denn die ist echt atemberaubend. Was für ein Gänsehaut-Moment und ich war wirklich glücklich es geschafft zu haben und merkte das meine Beine auch etwas müde waren. 😀

In der Abfahrt kam dann auch direkt die Baustelle und ich musste wirklich kurz überlegen, ob ich da wirklich durch möchte. Sie waren wirklich gerade die Strasse frisch am teeren und sie haben mich zwischen dem LKW mit frischem Teer und der Walzmaschine durchgewunken. In der Schweiz würde man dafür eine Komplettsperrung machen. 😀 Eine der vielen Gründe warum ich Italien so mag, da ist einfach alles ein wenig anders.

Die Abfahrt ging dann erstaunlich gut, mehrheitlich guter Strassenbelag und auch wesentlich übersichtlicher. Nach etwa 25 Kilometer mehrheitlich Bergab war ich zurück in Bormio.

Was bleibt ist die Erinnerung an ein weiteres Abenteuer auf zwei Rädern und die Erkenntnis das ich den Mortirolo nicht unbedingt nochmals fahren muss, aber den Gavia würde ich auf jeden Fall sofort wieder fahren, gerne auch einmal von Bormio aus. Zweite Fahrt: Passo del Mortirolo and Gavia

Am nächsten Tag ging es Richtung Como, wo ich noch ein paar Tage bleiben wollte. Nach einem Ruhetag auf dem Golfplatz, wollte ich nochmals aufs Rennrad und eine Runde fahren über die Madonna del Ghisallo, die ich schon einmal gefahren bin.

Ein bekannter hat mir am Abend noch gesagt das die Muro di Sormano sich damit verbinden lassen würde. Da ich den Anstieg noch nicht gefahren bin, beschloss ich das Routing anzupassen und diese Wand mit reinzupacken.

Nach einem Frühstück war es soweit und ich hatte zum Glück fast 10 Kilometer zum einrollen, bevor der Anstieg kommen sollte. Anschliessend ging es 8 Kilometer den Colma di Sormano hoch, er war nicht ganz so Steil und liess sich gut fahren. Dann kam sie, gross ausgeschildert die Muro di Sormano. Einmal abgebogen ging es ganz schnell in den leichtesten Gang und im stehen nur noch nach oben. Das waren wohl die härtesten 1,7 Kilometer die ich bisher gefahren bin, mit bis zu 27 %. Ich war so langsam, das ich Angst hatte einfach auf die Seite umzufallen, da ich aber nicht wusste, wie ich ausklicken sollte ohne umzufallen, blieb mir nur eines das ganze durchzudrücken. Ich war selten so erleichtert, dass ein Anstieg endlich vorbei war. 😀
Nachdem ich wieder normal Atmen konnte, ging es in die Abfahrt hinunter zum Lago die Como. Unten angekommen ging es dann am See entlang bis der nächste Anstieg kam.

Hoch zu der Madonna del Ghisallo wusste ich was mich erwartet und nach der Wand war es wirklich ein angenehmer Anstieg. Auch wenn der Anstieg am Anfang und zum Ende der 10 Kilometer mal kurz etwa steiler ist. Oben angekommen habe ich die Aussicht genossen, bevor es mehrheitlich nur noch nach unten zurück ins Hotel ging. Link zum Ride: Muro di Sormano and Ghisallo

Am selben Abend bin ich dann ziemlich ungeschickt die Treppe herunter “gestolpert” und habe mich ordentlich am Ellenbogen und Schulter verletzt, so dass die nächsten Tage eher ruhiges Programm anstand, bevor es wieder zurück in die Schweiz ging. Ich freue mich schon jetzt auf meine nächste Zeit in Italien, bin einfach gerne dort.